Es tat weh, Dragon Age: Veilguard letztes Jahr zu testen. Eine einst glaubwürdige Dark-Fantasy-Welt verwandelte sich in ein ideologisches Spektakel ohne Tiefe.
Dragon Age Origins war für mich immer mehr als nur ein Spiel. Als ich zum ersten in diese düstere Welt eintauchte, die wie eine dunkle Version von Der Herr der Ringe wirkte, eben nur erwachsener, war ich sofort gebannt. Mit Veilguard hat die Reihe jedoch endgültig den Punkt erreicht, an dem es für mich zerstört wurde. Als ich Veilguard letztes Jahr getestet habe, konnte ich kaum fassen, was mir da vorgesetzt wurde.
Dragon Age: Origins war ein fantastischer Auftakt
Ich erinnere mich noch genau, wie ich zum ersten Mal Dragon Age: Origins gespielt habe. Diese düstere Fantasy-Welt voller Intrigen, Kämpfe und schwerer Entscheidungen hat mich sofort gepackt. Origins war nicht perfekt, aber es war ehrlich. Es fühlte sich an wie ein klassisches Rollenspiel, das die besten Elemente aus Baldur’s Gate und modernen RPGs miteinander verband.
Dragon Age II war umstritten. Die Metacritic-Wertung fiel deutlich niedriger aus, als es meiner Meinung nach verdient gewesen wäre. Natürlich reichte der zweite Teil nicht an den Erstling heran, aber die persönliche Geschichte rund um Hawke hatte ihren Reiz. Wer sich darauf einließ, konnte denselben Dark-Fantasy-Flair spüren, der schon Origins ausgezeichnet hat.

Auch Inquisition hatte es nicht leicht, obwohl es mit einer höheren Metacritic-Wertung abschneiden konnte. Die riesige Welt mit ihren vielen überladenen Aufgaben wirkte auf viele Spieler abschreckend. Wer sich jedoch auf die Hauptgeschichte konzentrierte, bekam eine mitreißende Heldengeschichte. Sie war klassisch erzählt, aber gut inszeniert. Und auch grafisch ist das Spiel noch heute ein kleiner Blickfang. Nur solltet ihr viel Zeit einplanen, wenn ihr wirklich alles erleben wollt.
Alle diese Teile hatten ihre Schwächen, aber sie haben mich nie von der Serie entfremdet. Im Gegenteil: Sie machten mich neugierig, wohin die Reise noch führen würde. Dragon Age: Veilguard hat dagegen die bislang schwächste Bewertung der Reihe erhalten. Auf Metacritic steht es bei einer soliden 82, während die User-Wertung mit 3,9 regelrecht abstürzte. Hier zeigt sich deutlich, wie stark Presse und Spielerurteile auseinandergehen können. Es wirkt fast so, als hätten beide Seiten ein völlig anderes Spiel erlebt.
Für mich bilden die User-Wertungen oft die härtere Realität ab. Dazu zählen auch unabhängige Creator, die ohne Bindung an eine Redaktion ihre Meinung frei heraus sagen können. Ich selbst habe Veilguard damals mit 5 von 10 Punkten bewertet. Möglich war das, weil ich in einer Redaktion arbeiten durfte, in der mir viel Freiheit gelassen wurde. Die einzige Vorgabe meiner Chefredakteurin war, sachlich zu bleiben und nicht beleidigend zu werden. Alles andere wäre für mich ohnehin unprofessionell gewesen. Kommen wir jetzt zum Fall der Dragon-Age-Saga
Warum Dragon Age: Veilguard für mich alles zerstört hat
Dann kam Dragon Age: Veilguard, von vielen Spielern inzwischen spöttisch nur noch ‚Failguard‘ genannt. Schon die ersten Trailer machten mich skeptisch. Zu glatt, zu sehr nach „Action-Adventure von der Stange“. Wo war das Gefühl von epischen Schlachten, politischer Intrige und moralisch schwierigen Entscheidungen?
Als ich dann selbst Hand anlegte, wurde mir klar: Dieses Spiel ist nicht mehr das Dragon Age, das ich geliebt habe. Gewiss hat das Spiel kleine Stärken, wenn ich einige Schwächen ganz stark ausblende, aber diese stechen nicht hervor.
1. Gameplay und Atmosphäre
Veilguard fühlt sich nicht mehr wie ein Rollenspiel an, sondern wie ein Action-Spiel mit Rollenspiel-Elementen. Kämpfe sind auf schnelle Effekte und flashy Animationen ausgelegt, aber ihnen fehlt die taktische Tiefe, die die Reihe früher ausgezeichnet hat. Statt einer Gruppe, die man sorgfältig steuert, bekommt man ein Effekte-Feuerwerk, das kaum Raum für Nachdenken lässt. Außerdem finde ich es komisch, dass Gefährten nicht sterben können. Für mich war das ein klarer Fehler. Ja, die Macher wollten es anscheinend den Spielern erleichtern, indem sie sich nur auf sich selbst konzentrieren. Allerdings merkten sie nicht, wie stark dies die Immersion getrübt hat. Ich frage mich, wer in einem Rollenspiel-Franchise zu dieser Entscheidung gelangt ist?
2. Ideologie über Immersion
Am meisten hat mich jedoch gestört, wie offensichtlich das Spiel auf bestimmte ideologische Botschaften setzt. Natürlich war Dragon Age schon immer progressiv, aber es wirkte in Origins oder Inquisition subtiler und eingebettet in die Welt. In Veilguard habe ich oft das Gefühl, dass die Agenda wichtiger ist als die Geschichte. Charaktere wirken nicht mehr wie organische Persönlichkeiten, sondern wie Sprachrohre. Statt immersiv in Thedas einzutauchen, werde ich ständig an reale Debatten erinnert, die mich aus der Fantasy-Welt herausreißen. Um es offen zu sagen: Ich persönlich verachte das Gendern. Für mich zerstört es die Sprache. Vorher hat niemand solche Konstrukte gebraucht, und wenn ich ‚Spieler‘ schreibe, meine ich damit selbstverständlich alle. Auch in meinem Umfeld höre ich oft, dass gerade Frauen es unnötig finden. Für mich nimmt es eher Immersion und Sprachfluss, statt etwas zu gewinnen. Über Taash könnte ich viel sagen, doch das spare ich mir. Was mich stört, ist die klare Agenda, die hier in eine Dark-Fantasy-Welt gepresst wird, und das reißt mich völlig aus der Immersion.
3. Verlust der Identität
Dragon Age war für mich immer ein Spiel, das Balance gefunden hat: zwischen Politik und Fantasy, zwischen Party-Banter und großen Storybögen, zwischen Kämpfen und ruhigen Momenten. Veilguard verliert diese Balance komplett. Es wirkt wie ein Produkt, das vor allem Trends bedienen will, statt seine eigene DNA zu pflegen.
Der Vergleich: Früher und heute
Wenn ich zurückdenke, dann waren es gerade die kleinen Dinge, die Dragon Age so besonders gemacht haben. Die Gespräche am Lagerfeuer. Die schwerwiegenden Entscheidungen, die in Origins ganze Enden verändern konnten. Die Entwicklung von Figuren, die mehrdimensional und widersprüchlich waren.

In Veilguard fehlt genau das. Die Story ist linearer, die Entscheidungen fühlen sich kosmetisch an, und die Charaktere scheinen geschrieben worden zu sein, um ein Statement zu setzen – nicht, um lebendig zu wirken.
Während Origins mir das Gefühl gab, Teil einer lebendigen Welt zu sein, fühle ich mich in Veilguard wie in einem Themenpark: hübsch anzusehen, voller blinkender Attraktionen, aber ohne Tiefe.
Was mich besonders an Dragon Age: Veilguard enttäuscht hat
- Die Figuren: Statt komplexer Charaktere mit Ecken und Kanten bekomme ich fast schon Stereotypen, die eine Botschaft verkörpern sollen.
- Die Welt: Thedas wirkt oberflächlicher, als hätte man lieber eine Bühne für Cutscenes gebaut, statt eine organische Welt zum Erkunden.
- Die Kämpfe: wirken wie ein einziges Feuerwerk aus Effekten, aber ohne Substanz. Mir fehlt die Möglichkeit, innezuhalten, die Gruppe zu positionieren und taktisch vorzugehen. Am Ende bleibt nur ein chaotisches Button-Smashing, das mehr ermüdet als begeistert
- Die Seele: Dragon Age hatte immer eine gewisse Melancholie, eine Schwere, die mich emotional berührt hat. Veilguard dagegen wirkt wie ein Produkt, das lieber niemandem weh tun will – und genau damit langweilt.
Fazit – Dragon Age: Veilguard
Vielleicht bin ich einfach nicht mehr die Zielgruppe. Vielleicht hat sich Dragon Age weiterentwickelt und ich bin stehen geblieben. Doch für mich fühlt es sich an, als hätte Veilguard das Franchise zerstört, das ich so geliebt habe. Die Erinnerungen an Origins und seine Nachfolger werde ich bewahren. Ich werde nie vergessen, wie es war, Morrigan zum ersten Mal zu begegnen oder die schwierige Entscheidung in Redcliffe zu treffen. Aber Veilguard zeigt mir, dass das Kapitel Dragon Age für mich abgeschlossen ist.
Es ist schade, wenn eine Reihe, die einem so viel bedeutet hat, so endet. Doch manchmal ist es besser, loszulassen und nach vorne zu schauen. Zum Glück gibt es noch andere starke Rollenspiele wie Baldur’s Gate 3 oder geniale JRPGs wie die Atlus-Spiele. Meine Hoffnung ruht jetzt auf The Witcher 4. Ich hoffe nur, dass sich die Entwickler dabei nicht von modernen Agenden treiben lassen, sondern ihr kompromissloses Konzept einer glaubwürdigen und dreckigen Dark-Fantasy-Welt beibehalten.
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